Barrierefreie Website 2025 – Pflichten, Fristen und Checkliste zur Umsetzung
Du betreibst eine Website und fragst dich, was es mit der neuen Barrierefrei-Pflicht ab 2025 auf sich hat? Dann bist du hier genau richtig:
- Erfahre, wer von der neuen Gesetzespflicht betroffen ist – und bis wann du handeln musst.
- Entdecke, welche Schritte nötig sind, um deine Website barrierefrei zu gestalten – inklusive praktischer Checkliste und nützlicher Tools.
- Nutze, Tipps aus der Praxis (z.B. ALT-Texte per KI erstellen), um Barrieren effizient abzubauen.
Warum du jetzt auf Barrierefreiheit setzen solltest
Eine barrierefreie Website bedeutet, dass jeder Mensch – ob mit oder ohne Behinderung – deine Inhalte gleichermaßen nutzen kann. Das betrifft z. B. Menschen mit eingeschränktem Seh- oder Hörvermögen, motorischen Einschränkungen oder kognitiven Beeinträchtigungen. Rund 10 Millionen Deutsche (ca. 15 % der Bevölkerung) haben irgendeine Form von Behinderung. Barrierefreiheit ist also nicht „nice to have“, sondern essenziell, um niemanden auszuschließen.
Für dich als Website-Betreiber zahlt sich Barrierefreiheit doppelt aus: Zum einen erreichst du eine größere Zielgruppe und verhinderst potenzielle Abmahnungen oder Bußgelder (dazu gleich mehr). Zum anderen profitierst du von besserer User Experience für alle Besucher – eine übersichtliche Navigation, klare Strukturen und verständliche Inhalte kommen letztlich jedem zugute. Nicht zu vergessen: SEO-Vorteile – Suchmaschinen honorieren semantisch saubere, gut strukturierte Webseiten. Eine barrierefreie Website ist also auch aus Marketing-Sicht ein Gewinn.
Für wen und ab wann gilt die Pflicht zur barrierefreien Website?
Am 28. Juni 2025 trat in Deutschland das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Kraft. Dieses Gesetz setzt eine EU-Richtlinie (den European Accessibility Act) um und verpflichtet weite Teile der Privatwirtschaft zur digitalen Barrierefreiheit. Bisher galten solche Pflichten nur für öffentliche Stellen.
Wenn du Produkte oder Dienstleistungen online für Verbraucher anbietest (z. B. als Online-Shop, Bank, Versicherung, Verkehrsunternehmen, Bildungseinrichtung und vieles mehr), muss deine Website ab dem Stichtag barrierefrei nutzbar sein. Diese Vorgabe gilt europaweit einheitlich und basiert auf anerkannten Standards (vor allem WCAG 2.1 auf Level AA).
Wen betrifft das konkret?
Grundsätzlich alle digitalen Produkte und Services, die sich an Verbraucherer richten. Insbesondere zählen dazu Websites mit Online-Verkauf oder Kundeninteraktion – zum Beispiel Online-Shops, Buchungsplattformen, Banking-Seiten, Ticket-Systeme, aber auch Funktionen wie Kontaktformulare oder Terminbuchungen auf deiner Website. Wenn du also über deine Seite Waren oder Dienstleistungen anbietest (egal ob gegen Bezahlung oder z.B. eine Terminreservierung), musst du die neuen Vorgaben erfüllen.
Reine Informationsseiten ohne jede Interaktionsmöglichkeit (z.B. ein privater Blog) fallen formal nicht unter das Gesetz. Aber Vorsicht: Sobald deine Seite auch nur irgendwo auf einen geschäftlichen Zweck zielt (etwa Produktanfragen, Newsletter-Anmeldungen etc.), gilt sie als elektronischer Geschäftsverkehr und somit barrierefreiheits-pflichtig.
Zur Einordnung:
Öffentliche Stellen (Behörden, Kommunen, öffentliche Einrichtungen) sind bereits seit September 2020 gesetzlich verpflichtet, barrierefreie Websites und Apps bereitzustellen (in Deutschland geregelt durch die BITV 2.0). Für die private Wirtschaft gab es bislang keine allgemeine Pflicht – das ändert sich mit dem BFSG in 2025.
Was passiert, wenn die Frist verstreicht? Bei Verstößen gegen die Barrierefreiheits-Pflicht drohen Abmahnungen durch Mitbewerber oder Verbände, behördliche Anordnungen bis hin zu Bußgeldern. Im Extremfall könnte sogar die weitere Bereitstellung deines Online-Angebots untersagt werden. Es steht also nicht nur dein Ruf, sondern auch ein finanzielles Risiko auf dem Spiel.
Gibt es Ausnahmen?
Ja – ausschließlich private Homepages oder rein geschäftliche B2B-Angebote unterliegen nicht dem BFSG. Außerdem sind Kleinstunternehmen ausgenommen. Als Kleinunternehmen gelten Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeitenden oder höchstens 2 Mio.€ Jahresumsatz/Bilanzsumme. Sollte die Umstellung nachweislich eine unzumutbare Belastung für dein Unternehmen darstellen (etwa ein unverhältnismäßiges wirtschaftliches Risiko), kann ebenfalls eine Befreiung beantragt werden.
Ausnahmen von der Pflicht (wer nicht betroffen ist)
- Kleine Unternehmen: Betriebe mit weniger als 10 Mitarbeiter und unter 2 Mio. € Jahresumsatz/Jahresbilanz sind vom BFSG ausgenommen (sogenannte Kleinstunternehmen).
- B2B-Angebote: Unternehmen, die ausschließlich Dienstleistungen für andere Unternehmen (und nicht für Endverbraucher) erbringen, fallen nicht unter die neue Regelung.
- Private Webseiten & Blogs: Reine Hobby-Websites oder persönliche Blogs, die nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind, müssen nicht zwingend barrierefrei sein.
Für alle anderen gilt: Zeitnah handeln! Je früher du mit der Optimierung beginnst, desto besser – die Umstellung kann je nach Umfang der Seite einiges an Arbeit bedeuten.
Wenn du unsicher bist, ob deine Website unter die Regeln fällt oder du glaubst, die Anforderungen nicht erfüllen zu können, solltest du rechtlichen Rat einholen. Und selbst wenn deine Seite nicht offiziell verpflichtet ist: Barrierefreiheit hat viele Vorteile – du erschließt damit neue Nutzergruppen, verbesserst die Usability für alle Besucher und vermeidest potentielle Konflikte. Berücksichtige Barrierefreiheit also am besten von vornherein in neuen Projekten.
Was schreibt das Barrierefreiheits-Gesetz vor?
Die Kernforderung des BFSG: Deine Website (und ggf. mobile App) muss den technischen Barrierefreiheits-Standards entsprechen. Konkret heißt das, sie soll die Kriterien der internationalen WCAG-(Web Content Accessibility Guidelines) auf Level AA erfüllen. Diese Anforderungen sind in der EU-Norm EN 301 549 festgeschrieben, die direkt auf WCAG 2.1 Level AA verweist. (WCAG 2.2 aus dem Oktober 2023 ergänzt WCAG 2.1 zwar um ein paar zusätzliche Erfolgskriterien, aber für die gesetzliche Pflicht ist derzeit WCAG 2.1 maßgeblich.)
Damit eine Seite als barrierefrei gilt, muss sie nach dem WCAG-Prinzip “Perceivable, Operable, Understandable, Robust” – also wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust – gestaltet sein. Das klingt zunächst abstrakt, bedeutet aber im Grunde: Jeder soll deine Inhalte wahrnehmen können (z.B. auch ohne zu sehen oder zu hören), bedienen können (auch ohne Maus, nur mit Tastatur oder Assistenzgerät), verstehen können (ohne unnötige Komplexität), und die Technik dahinter soll robust mit gängigen Hilfsmitteln funktionieren.
WCAG-Kriterien verstehen
Die Landesfachstelle für Barrierefreiheit (Sachsen-Anhalt) bietet online eine Übersicht aller WCAG-Erfolgskriterien der Stufen A und AA – perfekt, um bei Bedarf ins Detail zu gehen. So kannst du nachlesen, welche konkreten Anforderungen hinter den einzelnen Richtlinien stecken.
Checkliste: So machst du deine Website barrierefrei
Keine Panik: Eine Website barrierefrei zu gestalten ist machbar, auch wenn es auf den ersten Blick viele Vorgaben sind. Unsere Checkliste hilft dir, Schritt für Schritt alle wichtigen Punkte abzudecken
Gehe die folgende Checkliste durch, um Schritt für Schritt alle wichtigen Aspekte der Barrierefreiheit auf deiner Website umzusetzen.
- Alternativtexte für Bilder: Stelle sicher, dass jedes Bild auf deiner Seite einen aussagekräftigen ALT-Text hat. Dieser beschreibt den Bildinhalt in Worten, damit blinde Nutzer ihn per Screenreader “sehen” können. Der ALT-Text sollte die gleiche Information vermitteln wie das Bild selbst – vermeide also Floskeln wie “Bild von…”, sondern beschreibe, was für das Verständnis wichtig ist. Bonus: Auch Suchmaschinen lesen ALT-Texte mit und werten sie fürs Ranking aus, du tust also zugleich etwas für SEO!
- Ausreichende Farb-Kontraste: Achte auf eine gut lesbare Darstellung von Text und Grafiken. Hellgraue Schrift auf weißem Hintergrund? Lieber nicht – zu geringe Kontraste stellen für viele Menschen ein Hindernis dar. Als Richtwert gilt ein Kontrastverhältnis von mindestens 4,5:1 (für Fließtext). Prüfe deine Farbpaare und Hintergründe mit einem Contrast-Checker-Tool, um sicherzugehen. Gute Kontraste helfen übrigens allen Usern, z.B. bei Sonnenlicht auf dem Handy-Display.
- Klare Struktur und Überschriften: Verwende HTML-Überschriften (<h1> bis <h6>) in sinnvoller Hierarchie, damit sich Nutzer und Screenreader in deinem Inhalt zurechtfinden können. Jede Seite sollte genau eine <h1> als Hauptüberschrift haben, und Unterüberschriften logisch als <h2>, <h3> etc. gegliedert sein. Eine stringente Struktur mit Absätzen, Listen und beschreibenden Linktexten sorgt dafür, dass alle den Inhalt leicht erfassen können. Vermeide es, Texte nur durch visuelle Merkmale (z.B. fette Schrift) wie Überschriften aussehen zu lassen – nutze echte Überschriften-Tags.
- Per Tastatur vollständig bedienbar: Deine Website muss ohne Maus navigierbar sein. Das bedeutet: Alle interaktiven Elemente (Links, Buttons, Menüs, Formulare) sollten über die Tab-Taste erreichbar sein. Prüfe selbst: Kannst du mit Tab und Enter durch die Seite springen und alles auslösen? Wichtig ist auch eine sichtbare Fokus-Markierung (z.B. ein Rahmen oder farbliche Hervorhebung), damit ersichtlich ist, welcher Link oder Button gerade fokussiert ist. Tastaturfallen sollten vermieden werden (Die Elemente, bei denen das Tabben nicht mehr möglich ist). Idealerweise sollte eine „Skip Link“-Funktion eingeplant werden, mit der direkt zum Hauptinhalt gesprungen werden kann – das erspart Keyboard- und Screenreader-Nutzern viel Aufwand beim Navigieren.
- Formulare zugänglich gestalten: Formulare (Kontaktformulare, Checkout-Prozesse, Registrierungen etc.) sind oft kritische Punkte. Sorge dafür, dass jedes Eingabefeld ein korrekt zugeordnetes Label hat (am besten das <label>-Element benutzen, das mit dem Feld verknüpft ist). Nutzer sollten Formularfelder auch über die Beschriftung anklicken können – das ist ein Indikator, dass Label und Feld gekoppelt sind. Erkläre Formularfelder, wo nötig, mit Platzhaltern oder Hilfetexten. Zeige Fehlermeldungen eindeutig und möglichst textlich (nicht nur per Farbe). Nur wenn Formulare barrierefrei sind, können alle Kunden online mit dir in Kontakt treten oder einkaufen.
- Medien mit Untertiteln und Alternativen: Bietest du Videos, Audio oder PDF-Dokumente an? Dann stelle auch hier Barrierefreiheit her. Videos sollten Untertitel bzw. Transkripte für hörbehinderte Menschen haben. Audiodeskriptionen sind für komplexe visuelle Inhalte hilfreich (z.B. in einem Film, wichtige visuelle Szenen beschreiben). Audio-Dateien (z.B. Podcasts) sollten ein Transkript oder zumindest eine Inhaltszusammenfassung als Text haben. PDFs/Dokumente: Wenn du PDF-Downloads bereitstellst, achte darauf, dass diese barrierefrei formatiert sind (getaggte PDFs mit strukturiertem Inhalt, Bildbeschreibungen etc.) – oder biete alternativ den gleichen Inhalt als HTML-Seite an.
- Verständliche Sprache verwenden: Halte deine Texte möglichst einfach und klar. Lange Schachtelsätze, Fachjargon oder Abkürzungen ohne Erklärung solltest du vermeiden. Viele Menschen – nicht nur mit kognitiven Einschränkungen, sondern z.B. auch Nicht-Muttersprachler – profitieren von einfacher Sprache. Das heißt: kurze Sätze, einfache Worte, aktive Formulierungen. Erkläre notwendige Fachbegriffe beim ersten Auftauchen. Überlege auch, ob du für wichtige Inhalte eine Version in Leichter Sprache bereitstellen kannst (für Nutzer mit Lernschwierigkeiten). Klar verständliche Inhalte verbessern ganz nebenbei auch die User Experience und werden von Suchmaschinen bevorzugt.
- Keine störenden Automatismen: Vermeide Inhalte, die automatisch starten oder blinken. Beispielsweise Auto-Play Videos oder Musik können Nutzer erschrecken oder stören – biete zumindest eine einfache Möglichkeit, sie zu stoppen. Ebenso können stark blinkende Animationen oder flackernde Banner problematisch sein (Stichwort: epileptische Anfälle). Halte dich hier an die WCAG-Regeln (kein Inhalt darf öfter als drei Mal pro Sekunde blinken, außer es ist sehr klein). Deine Besucher – und ihre Nervenkostüme – werden es dir danken.
- Barrierefreiheitserklärung (für Behörden-Websites): Falls du eine Website einer öffentlichen Stelle betreibst, bist du verpflichtet, eine Erklärung zur Barrierefreiheit bereitzustellen. Darin dokumentierst du den Stand der Zugänglichkeit deiner Website und gibst Kontaktmöglichkeiten für Feedback. (Für private Unternehmen ist das aktuell noch nicht verpflichtend, schadet aber sicher nicht, um Transparenz zu zeigen.)
Du musst auf deiner Website eine leicht findbare “Erklärung zur Barrierefreiheit” veröffentlichen. Darin erklärst du, wie du die Barrierefreiheit gewährleistest, und listest ggf. Bereiche, die (noch) nicht barrierefrei sind. Diese Erklärung selbst muss natürlich ebenfalls zugänglich sein (am besten als normale HTML-Seite, nicht nur PDF). Offizielle Stellen wie Städte und Ministerien bieten gute Beispiele, wie so eine Erklärung aussehen kann – inkl. Abschnitte in Leichter Sprache und Gebärdensprache.
- Meldeweg für Barrieren: Deine Website muss eine Möglichkeit bieten, über die Nutzer Barrieren melden können. Das kann ein spezielles Kontaktformular, eine Feedback-Seite oder eine zentrale E-Mail-Adresse sein. Wichtig ist: Besucher sollen unkompliziert Rückmeldung geben können, falls ihnen beim Nutzen deiner Seite Barrieren auffallen. Diese Rückmeldungen helfen dir auch, Probleme zu erkennen und zu beheben.
ALT-Texte schneller erstellen
Die manuelle Pflege von Alternativtexten für sehr viele Bilder kann zeitraubend sein. Zum Glück gibt es Tools mit KI-Unterstützung, die dich dabei entlasten. Sie analysieren das Bild und generieren einen Beschreibungsvorschlag. So kannst du fehlende ALT-Texte schneller erstellen – ein guter Ausgangspunkt, den du nur noch feinjustieren musst. Nutze diese Helfer, um deine Medien-Bibliothek flott barrierefrei zu bekommen!
Natürlich gibt es noch mehr zu beachten, aber mit den obigen Punkten deckst du die wichtigsten Baustellen ab. Wenn du jeden dieser Punkte abhaken kannst, ist deine Website schon sehr nah dran, WCAG-konform zu sein. Denke daran, Barrierefreiheit ist ein fortlaufender Prozess: Gerade bei neuen Inhalten oder Features solltest du immer mit im Blick haben, ob sie barrierefrei sind.
Prüfpunkte/Checkliste:
| Prüfpunkt | Beschreibung |
| Alternativtexte für Bilder | Alle relevanten Bilder und Grafiken besitzen aussagekräftige Alternativtexte (Beschreibung des Inhalts für Screenreader). |
| Keine Text-in-Grafik | Text wird nicht als Bild dargestellt (außer Logos); stattdessen wird echter Text verwendet, damit Schrift vergrößerbar und vorlesbar ist. |
| Farbcodierung nicht allein nutzen | Informationen werden nicht ausschließlich durch Farbe vermittelt – es gibt zusätzliche Kennzeichnungen (z.B. Symbole oder Muster neben Farbcodes). |
| Kontrastverhältnis | Text und grafische Bedienelemente haben einen ausreichend hohen Kontrast zum Hintergrund (mindestens ca. 4,5:1 für Fließtext gemäß Richtlinien). |
| Text-Skalierung | Inhalte bleiben lesbar und funktional, auch wenn die Schriftgröße vergrößert oder das Browserfenster verkleinert wird (responsives Design ohne horizontales Scrollen). |
| Tastatur-Navigation | Die gesamte Website ist vollständig ohne Maus bedienbar – alle interaktiven Elemente sind per Tastatur erreichbar, ohne Tastaturfallen oder Blockierungen. |
| Sichtbarer Fokus | Der Tastaturfokus ist visuell deutlich hervorgehoben, damit Nutzer jederzeit erkennen können, welches Element aktuell fokussiert ist. |
| Barrierefreie Navigation | Navigationsmenüs sind einheitlich aufgebaut und wiederkehrende Bereiche können übersprungen werden (z.B. „Zum Inhalt springen“-Link). |
| Barrierefreie Formulare | Formulare sind klar strukturiert und beschriftet: Jedes Eingabefeld hat ein zugeordnetes <label> und zusammengehörige Felder sind mit <fieldset> und <legend> gruppiert. |
| Screenreader-Kompatibilität | Seiteninhalte sind für Screenreader zugänglich (korrekte Überschriftenhierarchie, Listen und Tabellen semantisch ausgezeichnet; ARIA-Rollen/Attribute wo notwendig). |
| Aussagekräftige Seitentitel | Jede Seite besitzt einen eindeutigen, aussagekräftigen Titel, der den Seiteninhalt oder Zweck klar beschreibt (erscheint in Browser-Tab und Suchergebnissen). |
| Richtige HTML-Struktur | Die HTML-Elemente werden ihrem Zweck entsprechend eingesetzt (z.B. Überschriften <h1>-<h6> für Struktur, Listen <ul>/<ol> für Aufzählungen, Buttons für Schaltflächen). |
| Sinnvolle Reihenfolge | Die Inhalte sind in einer logisch sinnvollen Reihenfolge im Quellcode angeordnet, sodass sie in der richtigen Reihenfolge vorgelesen bzw. per Tabulator fokussiert werden. |
| Eindeutige Anweisungen | Instruktionen und Hinweise sind verständlich formuliert und verzichten auf rein visuelle oder akustische Beschreibungen (keine Anweisungen wie „drücken Sie den roten Knopf“). |
| Zusätzliche Navigation | Es gibt mindestens eine alternative Navigationsmöglichkeit zur Menüführung, z.B. eine Suchfunktion, eine Sitemap oder ein Inhaltsverzeichnis für die Webseite. |
| Standardsprache einstellen | Die Hauptsprache der Webseite ist im HTML deklariert (z.B. im Code durch lang="de" im <html>-Tag), und Sprachwechsel im Inhalt sind ebenfalls ausgezeichnet. |
| Leicht verständliche Inhalte | Texte sind klar und einfach formuliert (möglichst kurze Sätze, Alltagssprache); komplizierter Fachjargon wird vermieden oder leicht erklärt, damit alle Nutzer folgen können. |
| Fehlermanagement | Bei Fehleingaben erhalten Nutzer verständliche Fehlermeldungen mit Beschreibung des Fehlers und – wenn möglich – Hinweise zur Korrektur oder Verbesserung der Eingabe. |
| Steuerung von Animationen | Bewegliche, blinkende oder automatisch wechselnde Inhalte (z.B. Slider, Newsticker) können angehalten, pausiert oder beendet werden, damit sie den Nutzer nicht ablenken oder stören. |
| Flackernde Inhalte vermeiden | Auf Inhalte, die stark flackern oder blinken, wird verzichtet – insbesondere nichts blinkt häufiger als 3× pro Sekunde (zur Vermeidung von Krampfanfällen bei Epilepsie). |
| Schnelle Ladezeiten | Die Website ist technisch optimiert für kurze Ladezeiten (z.B. Bilder und Medien sind komprimiert, Code ist effizient), damit Nutzer nicht durch lange Wartezeiten beeinträchtigt werden. |
| Barrierefreie Videos | Video- und Audio-Inhalte verfügen über Alternativen: Videos sind untertitelt und haben bei Bedarf Audiodeskriptionen; für rein audiobasierte Inhalte (Podcasts etc.) werden Text-Transkripte bereitgestellt. |
| Keine automatische Wiedergabe | Audio oder Video startet nicht von selbst ohne Nutzeraktion – auf automatische Medienwiedergabe wird verzichtet (Nutzer entscheiden selbst, was abgespielt wird). |
| Audiokontrolle | Falls Audio-Inhalte automatisch oder im Hintergrund abgespielt werden, gibt es eine sichtbare Steuerung, um den Ton stummzuschalten oder die Lautstärke anzupassen. |
| Barrierefreie Dokumente | Zum Download angebotene Dokumente (z.B. PDF-Dateien) sind ebenfalls barrierefrei aufbereitet (getaggte PDF-Struktur, alternativ verfügbare HTML-Version oder Textbeschreibung). |
| Abkürzungen erklärt | Abkürzungen, Akronyme und ungewohnte Fachbegriffe werden bei ihrem ersten Vorkommen erläutert (z.B. durch ausgeschriebene Form oder ein erklärendes Titel-Attribut). |
| Aussagekräftige Linktexte | Links sind selbsterklärend und beschreiben ihr Ziel eindeutig (statt „Hier klicken“). |
| CAPTCHA Alternativen | Formular Schutzmechanismen sind barrierefrei – z.B. reCAPTCHA v3, einfache Rechenaufgaben oder E Mail Verifizierung. |
| Responsives Layout & Orientierung | Site funktioniert in Hoch und Querformat, Touch Ziele ≥48×48px, keine fixen Breiten, Inhalte reflowen sauber. |
| ARIA Live Regions | Dynamische Inhalte (z.B. Warenkorb Updates, Toast Meldungen) werden mit aria-live angekündigt, damit Screenreader sie erfassen. |
| Erklärung zur Barrierefreiheit | Öffentliche Seite mit Konformitätsstand, bekannten Ausnahmen und Kontaktweg (gesetzliche Pflicht nach BFSG/WCAG). |
| Feedback Möglichkeit | Nutzer können Barrieren unkompliziert melden (Kontaktformular, spezielle E Mail). |
| Unabhängigkeit von Pointer Gesten | Alle Funktionen sind ohne komplexe Gesten (z.B. „Swipe Hold“) nutzbar; einfache Klicks oder Tastatur reichen. |
| Session Timeouts | Läuft eine Nutzersitzung ab, kann die Zeit leicht verlängert werden; Warnung erscheint, bevor Daten verloren gehen. |
| Kompatibilität mit KI Lesegeräten | Inhalte (EPUB 3, HTML5) folgen offenen Standards, damit moderne Vorlese oder KI Geräte sie korrekt interpretieren. |
Die Tabelle deckt bereits die wesentlichen WCAG-2.1-AA- sowie BFSG-Anforderungen ab. Solltest du darüber hinaus…
- PDFs oder Office-Dokumente zum Download anbieten, müssen diese genauso barrierefrei sein wie deine Web-Seiten (Tags, Lese-Reihenfolge, ALT-Texte in Bildern).
- Native Mobile Apps betreiben (z.B. iOS/Android-Shop-App), gelten ab 2025 identische Pflichten. Achte hier auf systemeigene Accessibility-APIs (VoiceOver/TalkBack).
- E-Mail-Templates nutzen (Newsletter, Transaktionsmails), sollten auch diese Farbkombination, kontraststarke Buttons und Text-Version enthalten, damit alle Kunden Informationen lesen können.
Nützliche Tools, um die Barrierefreiheit zu prüfen
Zum Glück musst du das Rad nicht neu erfinden – es gibt zum Glück zahlreiche Tools, mit denen du deine Website testen kannst – viele davon sogar kostenlos:
WAVE Browser-Extension: Das WAVE Tool von WebAIM ist ein kostenloses Browser-Plugin (für Chrome & Firefox), das per Knopfdruck Zugänglichkeits-Probleme aufzeigt. Es markiert auf deiner Seite z. B. fehlende Alt-Texte, Formularfelder ohne Label oder Kontrastprobleme direkt im Layout – super hilfreich für einen ersten Check!
axe DevTools: Ein weiteres beliebtes Browser-Plugin ist axe (von Deque Systems). Es scannt deine Seite nach WCAG-Verstößen und gibt detaillierte technische Hinweise zur Behebung. Für Entwickler ein Must-Have – aber auch als Nicht-Programmierer bekommst du damit einen Eindruck, wo es hakt.
Google Lighthouse (Accessibility Audit): In Chrome ist bereits ein Audit-Tool eingebaut. Öffne die DevTools (Rechtsklick „Untersuchen“), wechsle zum Reiter Lighthouse und führe einen Accessibility Audit durch. Du erhältst einen Prozentwert und eine Liste an Problemen mit Erklärungen, was zu verbessern ist.

Screenshot des Google-Lighthouse-Tools, das die Barrierefreiheit der Website onlinesolutionsgroup.de testet
Screenreader (z.B. NVDA): Nichts geht über einen Praxistest! Lade dir den kostenlosen Screenreader NVDA (für Windows) herunter oder nutze VoiceOver (auf Mac) und surfe deine Website damit. So erfährst du aus erster Hand, wo die Tücken liegen – z.B. ob alle Bedienelemente angesagt werden, ob Beschriftungen verständlich sind und die Navigationsreihenfolge logisch ist.
Contrast-Checker: Spezielle Tools wie der Contrast Checker von WebAIM erlauben es, Farbwerte einzugeben und das Kontrastverhältnis zu prüfen. Viele Designprogramme (oder Browser-Plugins) haben solche Funktionen integriert. Damit stellst du sicher, dass dein Farbschema die nötigen Kontrastwerte erfüllt.
Beispiel des Contrast-Checker-ToolsLanguageTool (Lesbarkeits-Check): Tools wie LanguageTool können Texte auf Verständlichkeit prüfen. Sie finden zu lange Sätze, komplizierte Wörter oder passive Konstruktionen. So bekommst du Hinweise, wo du sprachlich vereinfachen könntest, um mehr Nutzer zu erreichen.
ARC Toolkit – Profi-Prüfer direkt im Browser: Das ARC Toolkit ist eine kostenlose Chrome-Erweiterung von TPG Interactive (ehem. The Paciello Group). Nach der Installation bekommst du einen zusätzlichen Reiter in den Chrome-DevTools. Ein Klick genügt – und das Tool wirft dir eine detaillierte Liste aller WCAG-Verstöße deiner aktuell geöffneten Seite aus (inkl. Kontrast-Checks, fehlender Labels, ARIA-Fehler u.v.m.). Besonders praktisch: Du siehst den Problem-Code direkt markiert im DOM-Baum und kannst sofort nachbessern. Die Ergebnisse lassen sich exportieren oder in die ARC-Platform (Enterprise-Dashboard) überführen, falls du Barrierefreiheit Team- und Projektweit managen willst. Perfekt für schnelle Spot-Checks während der Entwicklung – und eine super Ergänzung zu WAVE & Lighthouse!
BITV-Test: Wenn du es ganz genau wissen willst, kannst du einen umfassenden BITV-Test durchführen (das ist der Prüfstandard für öffentliche Stellen in Deutschland). Auf bitvtest.de kannst du deine Seite anhand eines ausführlichen Fragenkatalogs selbst überprüfen oder einen Test bei Spezialisten in Auftrag geben. Das geht ins Detail, ist aber ein guter Maßstab – denn die Anforderungen für Behörden-Websites (BITV 2.0) gehen sogar über das BFSG hinaus.
Dies sind nur einige Beispiele – es gibt noch mehr (von automatischen Online-Scannern bis hin zu Expertensimulationen). Wichtig ist: Nutze diese Hilfsmittel regelmäßig während der Entwicklung. Eine Kombination aus automatischen Tests und manuellen Prüfungen (z. B. selbst Seiten mit der Tabulator-Taste durchgehen) deckt die meisten Probleme auf.
Praktische Tipps für die barrierefreie Umstellung
Die Umsetzung aller Anforderungen klingt erstmal nach viel Arbeit – und das kann sie je nach Ausgangslage auch sein. Aber keine Sorge, mit ein paar praktischen Tipps wirst du effizienter ans Ziel kommen:
- Step-by-Step vorgehen: Rome wasn’t built in a day – und deine Website wird vielleicht nicht über Nacht perfekt barrierefrei. Priorisiere die größten Baustellen zuerst. Zum Beispiel: Hat deine Seite elementare Mängel (keine Alt-Texte, unbedienbare Navigation)? Dann fixe diese Dinge bevorzugt. Kleinere Schönheitsfehler kannst du im zweiten Schritt angehen.
- Team & Verantwortlichkeiten: Sensibilisiere dein Team für das Thema. Barrierefreiheit ist eine Teamaufgabe – vom Entwickler über den Designer bis zum Content-Manager. Lege Verantwortlichkeiten fest: Wer kümmert sich um Texte in Leichter Sprache? Wer checkt neue Bilder auf passende Alternativtexte? Wenn alle mitziehen, geht es schneller voran.
Alt-Texte automatisieren
Bilder ohne Alternativtext? Der manuelle Aufwand, hunderte Bilder zu beschreiben, schreckt viele ab. Zum Glück gibt’s Hilfe: Moderne KI-Tools können Bilder automatisch analysieren und Beschreibungen vorschlagen. Nutze Plugins oder Services, die KI-generierte Alt-Texte einfügen – zum Beispiel Lösungen, die auf Microsofts oder Googles Bilderkennung basieren. Natürlich solltest du die Vorschläge immer nochmal prüfen, aber es spart enorm Zeit!
- Externe Expertise einholen: Hast du intern nicht genügend Ressourcen oder Know-how, scheue dich nicht, Experten hinzuzuziehen. Eine Accessibility-Beratung oder ein Audit von außen kann dir genau zeigen, wo Schwachstellen sind. Oft reicht schon ein Workshop oder eine kurze Schulung, um dein Team auf den richtigen Kurs zu bringen. Denke auch daran, echte Nutzer mit Behinderungen testen zu lassen – ihr Feedback ist Gold wert.
- Kontinuierlich dranbleiben: Barrierefreiheit ist kein einmaliges Projekt, sondern ein fortlaufender Prozess. Technologien ändern sich, Inhalte kommen hinzu – plane also regelmäßige Updates und Nachtests ein. Integriere Barrierefreiheit fest in deinen Workflow, z. B. als festen Prüfschritt beim Launch neuer Seiten oder Features. So stellst du sicher, dass deine Website dauerhaft für alle zugänglich bleibt.
Fazit: Barrierefreiheit lohnt sich für alle
Eine barrierefreie Website zu schaffen, mag anfangs nach viel Arbeit klingen – doch der Aufwand lohnt sich. Du verhinderst nicht nur rechtliche Risiken ab 2025, sondern bietest allen Besuchern ein besseres Nutzererlebnis. Barrierefreiheit sorgt für klarere Strukturen, schnellere Webseiten und zufriedenere User. Gleichzeitig stärkst du dein Markenimage, indem du dich als inklusives, kundenfreundliches Unternehmen positionierst.
Viele Maßnahmen für eine barrierefreie Website kommen allen Nutzern zugute (denk an klare Struktur, mobile Tauglichkeit, schnelle Ladezeiten ohne unnötige Spielereien). Und ganz ehrlich: Jeder von uns kann temporär eingeschränkt sein – sei es die gebrochene Maushand oder das grelle Sonnenlicht auf dem Smartphone. Eine barrierefreie Website bietet jedem eine bessere Nutzererfahrung.
Kurz gesagt: Mit einer barrierefreien Website gewinnst du neue Kundengruppen, erfüllst gesetzliche Pflichten und hebst dich positiv von Mitbewerbern ab. Mach deine Website fit für alle Menschen und die Zukunft!
Expertenhilfe nutzen
Du musst diese Herausforderung nicht allein meistern. Wenn du bei der barrierefreien Gestaltung deiner Website Unterstützung brauchst, helfen dir unsere Experten gern weiter.
Häufig gestellte Fragen zur Barrierefreiheit für Websites ab 2025:
Wie erkenne ich, ob meine Website barrierefrei ist?
Du kannst deine Website mithilfe von Tools wie WAVE, axe DevTools oder Google Lighthouse überprüfen, die dir helfen, Barrieren wie fehlende ALT-Texte oder schlechte Farbkontraste zu identifizieren und zu beheben.
Gibt es Ausnahmen von der Barrierefreiheits-Pflicht?
Ja, kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitern oder einem Jahresumsatz von weniger als 2 Millionen Euro sind vom Gesetz ausgenommen. Auch reine B2B-Websites müssen keine Barrierefreiheit für Endverbraucher gewährleisten.
Warum ist Barrierefreiheit auch gut für mein Business?
Eine barrierefreie Website bietet nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern verbessert auch die Nutzererfahrung für alle Besucher. Zudem hilft eine gut strukturierte und zugängliche Seite, das SEO-Ranking zu verbessern und neue Zielgruppen zu erreichen.
Wie lange dauert es, eine Website barrierefrei zu gestalten?
Die Dauer hängt vom Umfang deiner Website ab. Für kleinere Seiten können einige Wochen ausreichen, während größere Seiten mit vielen Inhalten und Funktionen mehrere Monate in Anspruch nehmen können.
Muss ich alle Barrieren beseitigen, oder gibt es Prioritäten?
Es gibt eine Reihenfolge der Wichtigkeit. Kritische Barrieren, die den Zugang zu grundlegenden Funktionen (wie Navigation oder Formularen) blockieren, sollten zuerst behoben werden. Weniger dringende Probleme, wie z.B. die Verbesserung von Farbkontrasten, können später angegangen werden.
Muss ich meiner Website eine Barrierefreiheitserklärung hinzufügen?
Wenn du eine öffentliche Website betreibst, musst du eine Erklärung zur Barrierefreiheit bereitstellen, in der du die aktuellen Barrierefreiheits-Vorkehrungen dokumentierst und Nutzern die Möglichkeit gibst, Barrieren zu melden.

























Keine Kommentare vorhanden