Globale Internet Trends 2017

Diagramm

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Bereits zum 22. Mal veröffentlichte das Venture Capital/Private Equity-Unternehmen Kleiner Perkins Caufield & Byers (KPCB) dieses Jahr eine umfangreiche Analyse der aktuellen Internet Trends. Auf 355 Slides wird unter anderem auf Veränderungen in der Nutzung, aktuelle Trendthemen und spezifische Entwicklungen in besonders spannenden Märkten eingegangen. Für alle, die nicht die Zeit haben, sich durch die komplette Präsentation zu klicken, haben wir einige der interessantesten Aspekte zusammengefasst – insbesondere im Hinblick auf Online Marketing und eCommerce.

Mobiles Wachstum geht leicht zurück – bleibt aber signifikant

Lange Zeit stieg der Anteil der mobilen Internetnutzung am Gesamt-Traffic rapide an – zwischen den Jahren 2011 und 2012 konnte sich dieser beispielsweise verdoppeln. Im Gegensatz dazu nahm er 2016 im Vergleich zu 2015 nur um wenige Prozentpunkte zu. Dies dürfte unter anderem auf eine Sättigung des Marktes zurückgehen. Dafür spricht auch, dass die Smartphone-Lieferungen ebenfalls kaum Wachstum verzeichnen. Insgesamt bleibt der Anstieg in der Internetnutzung stabil.

Dennoch spielt Mobile weiterhin eine wichtige Rolle. Während die Zeit, in welcher die User am Desktop surfen, seit 2008 stagniert, steigt die im mobilen Internet verbrachte Zeit stetig an und liegt inzwischen bei 3,1 Stunden pro Tag.

Auch bei der Werbung hat Mobile die Nase vorn: Zum ersten Mal liegen die Ausgaben für mobile Werbung vor denen für Desktop-Werbung – und sind im Gegensatz zu diesen auch im letzten Jahr gestiegen. Insgesamt liegen die Werbeausgaben für Online-Werbung aktuell etwa gleichauf mit denen für TV-Werbung. Die Prognosen deuten aber darauf hin, dass sie diese im Laufe des Jahres überholen werden.

Online-Werbung funktioniert

Wer sein Geld in Online-Werbung investiert, liegt nicht nur im Trend, sondern auch goldrichtig. In der Präsentation werden verschiedene Werbeformen und deren konkreter Nutzen für die Unternehmen vorgestellt. So stiegen etwa die Klicks auf Google Product-Anzeigen deutlich an. Targeted Pins auf Pinterest helfen bei der Conversion: 4 von 17 Nutzern, die sich anhand dieser Pins über Produkte informieren, kaufen diese anschließend auch.

Und nicht nur Online Shops profitieren: Local Ads mit GEO-Targeting erhöhen die Laufkundschaft für lokale Geschäfte. Bei den Mobile Ads werden Werbeformate, die mit einem Reward-System für die Nutzer verbunden sind, oder sich überspringen lassen – zum Beispiel Clips vor einem YouTube-Video – am positivsten aufgenommen.

User Generated Content für mehr Engagement in Social

Engagement, also die Interaktion zwischen Nutzern und Unternehmen, ist für 56 Prozent der Werbenden nach wie vor der wichtigste KPI im Social Media Marketing. Den ROI dieser Zielsetzung eindeutig zu messen, sehen 61 Prozent allerdings auch als größte Herausforderung an. Ein Schlüssel zu mehr Engagement könnte User Generated Content (UGC) sein: Am Beispiel der Eismarke „Ben & Jerry’s“ zeigt sich, dass dieser fast siebenmal mehr Engagement bei Facebook generieren kann als markengenerierter Content. Laut Shopify führen Ads, die UGC verwenden, außerdem zu einer viermal höheren Click-through-Rate und einem um 50 Prozent größeren Bestellvolumen.

Hyperlocal Targeting im SEO

Lokales Targeting ist längst ein fester Bestandteil im SEO und Online Marketing. Das Hyperlocal Targeting geht noch einen Schritt weiter: Es berücksichtigt nicht nur, wo sich der User befindet, sondern auch, wann er sich an einem Ort befinden wird. So wird beispielsweise der Weg von Zuhause ins Büro in Echtzeit verfolgt – und relevante Ergebnisse auf der Reise können angezeigt werden. Dies können beispielsweise Restaurants nutzen, um zeitlich begrenzte Sonderangebote zu promoten – etwa einen vergünstigten Mittagstisch.

Sind Bilder die neuen Keywords?

Ben Silbermann, Mitbegründer und CEO von Pinterest ist sich sicher: In Zukunft werden Bilder anstelle von Keywords eine wichtige Rolle in der Online Suche einnehmen.

„A lot of the future of search is going to be about pictures instead of keywords.“ – Ben Silbermann

Einen Schritt in diese Richtung geht Google bereits mit seinem neuen Service „Google Lens“, der auf der Google I/O 2017 von Google-Chef Sundar Pichai  selbst vorgestellt wurde. Nimmt man damit ein Bild auf oder teilt es mit dem Google Assistant, erkennt die Software das Bild und interpretiert es. Zum Context des Bildes passende Informationen werden dann auf dem Display angezeigt – zum Beispiel die Öffnungszeiten eines Restaurants.

Neben Bildern sind Voice Search und In Home Services wie Amazon Echo oder Google Home wichtige Trends in der organischen Suche. Vor allem in Bezug auf In Home sieht Forbes außerdem einen neuen Trend für SEA: Das Pay per Transaction-Modell. Dies bezeichnet eine Zahlung pro Transaktion statt wie bisher beispielsweise eine Zahlung pro Klick.

Mehr Transparenz, mehr Individualität im eCommerce

Auch auf den Shop-Seiten selbst tut sich einiges: Laut Internet Trends 2017 sind personalisierte Storefronts, also individualisierte Landingpages für jeden Nutzer, ein möglicher Schlüssel zum Erfolg. So könnten z.B. Daten wie Geschlecht oder Alter der Besucher genutzt werden, um diesen nur entsprechende Produkte anzuzeigen.

Ein weiterer Ansatz ist es, die Möglichkeit zur Transaktion direkt in die Ads einzubinden. Dadurch verkürzt sich der Weg vom Erstkontakt zur Conversion – und damit nehmen auch die Möglichkeiten für den User ab, zwischendurch abzuspringen. Die Grenzen zwischen Werbung und Webauftritt verschwimmen damit zunehmend.

Insgesamt legen die Nutzer viel Wert auf Transparenz seitens der Unternehmen. Bei negativen Erfahrungen wollen 83 Prozent von ihnen keinen weiteren Kontakt zu diesem Unternehmen. Sie erwarten Kundenservice in Echtzeit und eine offene Kommunikation bei Beschwerden.

Trend-Bereiche im eCommerce sind übergreifende Lieferservices für lokale Restaurants wie Deliveroo oder Foodora und das sogenannte Personal Shopping oder Curated Shopping. Ihre Emotionen und Reaktionen beim Auspacken der Produkte teilen User gerne über sogenannte “Unboxing”-Videos. Während beliebte Personal Shopping Dienste in Deutschland wie Outfittery oder Kisura noch mit realen Beratern arbeiten, setzt der Anbieter „Stitch Fix“ bereits auf einen intelligenten Algorithmus, der beispielsweise aus den Rücksendungen der letzten Lieferungen lernt.

Zudem sind nicht nur immer mehr stationäre Geschäfte und Unternehmen auch online vertreten: Umgekehrt machen ebenfalls viele digitale Unternehmen den Schritt in die Offline-Welt. Mymuesli betreibt inzwischen schon 36 stationäre Geschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Angeblich träumt selbst Amazon mittlerweile von einem traditionellen Buchladen.  Ein Experte für Handel von der Hochschule Niederrhein sagte dazu gegenüber der Welt: „Ich glaube, die Online-Anbieter werden den stationären Handel neu erfinden.“

Gaming: Wichtiger Markt mit enormem Wachstum

Videospiele sind längst nicht mehr nur der Zeitvertreib einsamer Nerds. Durch kollektives Gaming und einen starken interaktiven Aspekt zwischen gut vernetzten Usern bilden Gaming Communities mittlerweile einen starken Social Media Kanal. Was die Zeit angeht, welche die User dort verbringen, liegen sie laut Internet Trends 2017 vor allen anderen Plattformen. Sie schlagen sogar Facebook knapp. Das Durchschnittsalter der modernen Gamer ist 35 Jahre – und je nach Genre gibt es einen Frauenanteil von bis zu knapp 70 Prozent.

Doch nicht nur die aktiven Gamer werden immer mehr: Auch die Fans digitaler Wettkämpfe, insbesondere digitaler Sportereignisse, nehmen massiv zu. Das Welt Finale von „League of Legends“ wurde vor 20.000 Fans im Staples Center in Los Angeles ausgetragen. Zudem verfolgten es 43 Millionen Fans vor den Bildschirmen. Das Spiel gewann 19 Prozent mehr Zuschauer in 2016 – bei allen eSports waren es insgesamt 40 Prozent Plus.

Auf die Frage, in welcher Form sie Sport am liebsten verfolgen, lagen eSports bei der wichtigen Zielgruppe der Millennials mit 27 Prozent gleichauf mit realen Sportarten. Darüber, welche Möglichkeiten die enorme Beliebtheit der Gaming Branche für das Online Marketing bieten könnte, haben wir in unserem Artikel Online Marketing of the Future bereits einige Vermutungen angestellt.

Weitere Internet Trends 2017: Streaming schlägt Downloads, Clouds werden wichtiger

Immer mehr Nutzer ziehen Streaming-Services sowohl bei Videos als auch bei Audio-Inhalten vor. In 2016 lag Streaming deutlich vor Downloads in der Mediennutzung. Weit abgeschlagen sind analoge Datenträger wie CDs oder Blu-rays. Anbieter experimentieren mit interaktiven Shows. Ein interessanter möglicher Trend ist außerdem der sogenannte „Short-form content“, den Snap mit seinen Original Shows im Super-Kurzformat von drei bis fünf Minuten anbietet.

Bei der Datenspeicherung wird weltweit immer mehr auf Cloud-Services gesetzt. Zwar stellen herkömmliche Datenspeicher nach wie vor den Löwenanteil – die Clouds nehmen aber stetig zu. Der Nachteil: Je mehr Apps genutzt werden, desto unsicherer wird die Cloud. Der gefährliche Spam stieg in 2016 massiv an. Das bezeichnet Spam, der mit Viren oder Spyware tatsächlich darauf aus ist, Schaden anzurichten – anders als der zwar nervige aber harmlose Spam, der lediglich Penisvergößerungen oder Dating-Gelegenheiten anbietet. Insgesamt sind solche Cyber Threats heute gefährlicher als noch vor einigen Jahren.

China: Spannender Markt für Mobile Payment, Streaming und Bike Sharing

Die Zahl der Internet-User in China ist im letzten Jahr um stolze 12 Prozent gestiegen. Zudem gibt es immer mehr private Unternehmen. Kein Wunder, dass der Markt spannend ist für das Online-Business. Zu den beliebtesten Online-Services in China gehören das Livestreaming, das von hohem Engagement und hoher Zahlungsbereitschaft profitiert, und das Bike Sharing auf GPS-Basis.

Besonders affin sind die Chinesen außerdem für Mobile Payment. Die Nutzung dieses Zahlungsmittels hat sich 2016 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Hauptgrund ist die Bequemlichkeit. Die meisten Transaktionen, nämlich 80 Prozent, haben ein Volumen von weniger als 15 US-Dollar.

Politik unterstützt Digitalisierung in Indien

Ein weiterer spannender Markt in den Internet Trends 2017 ist Indien. Unternehmen, die hier Internationales Online Marketing betreiben möchten, sollten vor allem eins wissen: Die Inder sind besonders gerne mit dem Handy online. Die mobile Nutzung hat hier einen Anteil von 80 Prozent am Traffic. Dies ist wichtig für gezielte Werbemaßnahmen und die Webseitengestaltung, wenn man in diesem Markt Fuß fassen möchte. Insgesamt sind über 70 Prozent der Nutzer unter 35 Jahre alt. Zudem profitieren die indischen Nutzer von schnellem und billigem W-lan. Die Nutzung stieg im Vergleich zum Vorjahr um das Neunfache an.

Ein Faktor in der positiven Entwicklung ist die sehr pro-digital eingestellte Politik. So werden Start-ups besonders gefördert und eine flächendeckende Versorgung mit High Speed Internet wird angestrebt. Besonders beliebt sind Mobile Learning Angebote, mit denen sich die Nutzer in ihrer eigenen Geschwindigkeit mit personalisierten Services fortbilden können. Ein zweiter wichtiger Markt sind Online-Lieferdienste für frische Lebensmittel. Im Fokus der indischen Konsumenten stehen die Grundbedürfnisse wie Essen und Kleidung.

Trend: Digitale Gesundheitsvorsorge

Ein laut Internet Trends 2017 besonders interessantes Thema ist die digitale Gesundheitsvorsorge. Im Zentrum stehen hier insbesondere Digitale Services wie Online-Portale der Krankenkassen, Apps oder digitale Beratungsangebote von Ärzten – aber auch Wearables, etwa zum Messen des Blutdrucks oder zum Überprüfen der Herzfrequenz. Neben Fitness-Apps sind auch Anwendungen zur Gesundheitsvorsorge und Ernährung sowie insgesamt für einen gesunden Lifestyle für die Nutzer interessant.

Hierzu passt auch der aktuelle Trend in Deutschland hin zur Telemedizin. Dazu gehören beispielsweise virtuelle Sprechstunden über Videochats oder Ferndiagnosen anhand von Selfies und Handybildern, z.B. bei Hautausschlägen. Diese werden mittlerweile auch von den Krankenkassen erstattet und im Gesundheitswesen als ernst zu nehmende Maßnahme gegen den Ärztemangel betrachtet.

Insgesamt, so die Internet Trends 2017, sind die Patienten sehr stark bereit, ihre Daten im Rahmen der Gesundheitsvorsorge zu teilen. Dabei genießen vor allem die großen Technologiekonzerne ihr Vertrauen: Google, Microsoft und Samsung bilden hier die Top 3. Im Gegenzug profitieren auch die Nutzer selbst, etwa von besserer Information zu aktuellen klinischen Studien.

Optimismus zum Abschluss der Internet Trends 2017

Zum Abschluss der detailreichen Präsentation animieren die Internet Trends 2017 zum Optimismus und senden eine positive Botschaft. Und das auch unabhängig von der Online-Welt. Zum einen betonen sie die enorme wirtschaftliche Bedeutung von Einwanderern am Beispiel der USA. Die Hälfte der wertvollsten Tech Unternehmen des Landes wurden von Immigranten der ersten Generation gegründet.

Auch der abschließende Blick auf die allgemeine Lage der Welt weckt Zuversicht: So ist die Demokratie insgesamt auf dem Vormarsch. Die Zahl der demokratischen Länder steigt kontinuierlich. Auf der anderen Seite nehmen Kindersterblichkeit, Analphabetismus und Armut global ab.

 

Und hier noch einmal die ganze Präsentation zu den Internet Trends 2017 zum Durchklicken:

Internet Trends 2017 Report from Kleiner Perkins Caufield & Byers

Headerbild: ©iStock/DragonImages

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