Keyword Kannibalisierung: Der Guide für 2024

Keyword Kannibalisierung

© Shutterstock/Peshkova


Unter “Keyword Kannibalisierung” versteht man die direkte Konkurrenz verschiedener Seiten einer Domain für das gleiche Keyword. Nehmen wir beispielsweise an, dass ein Shop eine Kategorie „Jacken“ hat. Veröffentlicht er einen weiteren Artikel im Blog, der „Jacken – alles, was man dazu wissen muss“ heißt, hat er einen Artikel, der auf das gleiche Keyword optimiert ist, wie auch die bereits vorhandene Kategorie.

Keyword Kannibalisierung vs. Duplicate Content

An dieser Stelle sollte zunächst zwischen “Keyword Kannibalisierung” und “Duplicate Content” unterschieden werden. “Duplicate Content” bedeutet, es gibt eine eins zu eins Kopie einer Seite, weil zum Beispiel (unabhängig von technischen Aspekten) derselbe Kategorietext auf mehreren Seiten verwendet wird. Zudem gibt es auch “Near Duplicate Content”, dieser besteht aus sehr vielen gleichen Textbausteinen, die auf verschiedenen Seiten nur minimal variiert werden. Der große Unterschied besteht also darin, dass es sich bei der Keyword Kannibalisierung um zwei völlig unterschiedliche Texte handelt, die aber auf ein und dasselbe Keyword optimiert sind.

Welche der Seiten findet Google also relevanter für das Keyword?

Welche Seite Google für das Keyword besser ranken lässt, hängt von verschiedenen On- und Offpage Faktoren ab:

  • Welche Seite ist intern besser verlinkt?
  • Welche Seite hat den „optimierteren“ Text (Länge, Bilder, etc.)?
  • Welche Seite hat die besseren User-Signale?
  • Welche Seite ist von extern besser verlinkt?

Gerade bei dem Thema der externen Verlinkung ist es oft schwierig, eine Kategorie besser dastehen zu lassen als einen guten Blogartikel.

Was macht Google also, wenn es sich nicht entscheiden kann, welche Seite ranken soll? Im schlimmsten Fall wird keine der Seiten wirklich gut ranken – soweit zumindest die Theorie.

Google und die Keyword Kannibalisierung

Die These von der “Keyword Kannibalisierung” wurde bis heute nicht von Google bestätigt. Gary Illyes, Google Webmaster Trend Analyst fast dies kurz und knapp zusammen und lässt damit alle SEOs weiterhin im Dunkeln tappen:

no clue what that is

— Gary “??” Illyes (@methode) 17. Januar 2017

Ist Keyword Kannibalismus doch nur ein Buzz-Wort? Im Folgenden werden einige Beispiele gezeigt, die für und auch gegen diese These sprechen.

Ranking einer Website für ein Keyword mit mehr als einer Seite

Für das Keyword “Holz Accessoires” rankt bewooden.de mit zwei verschiedenen Seiten auf Platz 1 und 2:

  • https://www.bewooden.de/
  • https://www.bewooden.de/herren-accessoires-aus-holz/

Die Homepage ist direkt vor der Kategorieseite für Herren Accessoires aus Holz positioniert. In diesem Fall ist das mehrfache Auftreten der gleichen Domain auf den vorderen Plätzen keinesfalls etwas schlechtes, schließlich werden hierdurch den Wettbewerbern wichtige Rankings “weggenommen” und die Klickwahrscheinlichkeit auf die Domain erhöht.

Vielleicht ist der Grund für das doppelte Erscheinen der gleichen Domain für diese Suchanfrage das relativ geringe Suchvolumen und der damit verbundene geringe Wettbewerb. Laut dem Google Ads Keyword Planner liegt dieser bei 210 Suchanfragen pro Monat. Google sieht in diesem Zusammenhang wahrscheinlich sowohl die Startseite, also auch eine Unterseite als relevant für die Suchenden an. So beschäftigt sich die gesamte Website, und damit auch die Startseite, im Grunde mit Holz Accessoires. Die Kategorieseite zu Herren Accessoires aus Holz ist etwas spezifischer, und wird wahrscheinlich aus diesem Grunde ebenfalls als nennenswert betrachtet.

Mehrfach-Rankings sind keine Seltenheit. Dies zeigt auch eine Studie von Ahref aus Mai 2017. Im ersten Schritt der Studie wurde geprüft, für wie viele relevante Keywords eine Seite noch in der Top10 ranken kann. Gemäß der Studienergebnisse kann eine gute Landingpage auf Position 1 bei Google für bis zu 1000 weitere Keywords Top10 Rankings erzielen:

Ahrefs Studie Ranking

© Ahref

Spannend im Hinblick auf das Thema der Keyword Kannibalisierung ist das nächste Studienergebnis. In diesem Schritt hat Ahref analysiert, wie viele der Keywords, für die eine Seite ranken können, tatsächlich unique sind, sich also nicht in einem einzigen Wort überschneiden. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass es kaum unique Keywords ohne Überschneidungen gibt:

Ahref Studie Unique Keywords

© Ahref

Auch wenn die Studie nicht explizit auf multiple Rankings für ein Keyword auf mehreren URLs eingeht, hat sie eine elementare Erkenntnis: Google muss tausende von Keywords prüfen und auch im Hinblick auf die Nutzerintention die richtige URL in den Rankings ausspielen. Laut Moz werden weltweit in Google zwei Billionen Suchanfragen pro Jahr gestellt. Dass selbst Google nicht alle Suchanfragen bekannt sind, bestätigt John Mueller. Nach seinen Aussagen sind ca. 16% aller täglich gestellten Suchanfragen neu und Google noch nicht bekannt. Diese Zahlen machen deutlich, dass es nicht möglich ist, alle möglichen Suchanfragen, die ein potentieller Kunde stellen kann, auch zu monitoren. Doch genau diese Daten sind wichtig, um eine mögliche Keyword Kannibalisierung zu vermeiden.

Ist Keyword Kannibalismus immer ein Problem?

Generell ist das Phänomen der Keywordkannibalisierung (und damit auch das Erscheinen mehrerer Webseiten einer Domain für das gleiche Keyword) in den Köpfen vieler Menschen negativ behaftet. Es sollte allerdings auf keinen Fall unterschlagen werden, dass ein mehrfachen Auftauchen verschiedener Seiten einer Domain in den SERPs nicht immer etwas schlechtes ist. Das Problem besteht in erster Linie dann, wenn eine spezielle Seite für ein Keyword ranken soll und eine andere Seite dies gleichzeitig unbeabsichtigt tut. Dadurch wird im schlimmsten Fall die Seite, die eigentlich ranken soll, verdrängt.

Seit dem Panda-Update von Google im Jahr 2011 gibt es viele Mythen, die sich um den Keyword Kannibalismus drehen. Man sollte keinesfalls all diesen Informationen Glauben schenken.

Der Google Algorithmus ist mittlerweile schlau genug, um die Suchintention zu erkennen, ob Nutzer sich also nur informieren oder bereits kaufen möchten. Wenn hier aber keine spezifische Suchanfrage gestellt wird, die die Suchmaschine erkennen lässt, um welche Intention es sich handelt, ist es gut möglich, dass zwei Ergebnisse, die für das gleiche Keyword ranken, angezeigt werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der Suchbegriff “Betriebsrat”. In den Suchergebnissen werden zwei Seiten der Domain betriebsrat.de auf Position 2 und 3 angezeigt.

SERP

© Google

An diesem Beispiel kann man erkennen, dass die Keyword Kannibalisierung nicht immer zutrifft. Das Keyword “betriebsrat” hat im Gegensatz zu “holz accessoires” laut dem Google Ads Keyword Planner ein hohes Suchvolumen:

Betriebsrat Suchvolumen

© Google Keyword Planner

Ein direkter Zusammenhang zwischen Suchvolumen und Kannibalisierung kann also an dieser Stelle nicht bestätigt werden. Die Wahrscheinlichkeit für ein doppeltes Erscheinen auf den Suchergebnisseiten ist allerdings bei Keywords mit geringem Wettbewerb höher.

Dass die Domain betriebsrat.de gute Rankings für mehrere URLs erzielt, kann folgende Gründe haben:

  • Das Keyword “betriebsrat” kommt auch im Domain-Namen vor
  • Betriebsrat.de hat sich auf dieses Thema stark spezialisiert
  • Das Portal ist in der Zielgruppe bekannt

Aus unternehmerischer Sicht ist es hier von Vorteil, gleich mehrere Top-Positionen bei Google zu belegen und damit die Chancen auf einen Klick zu erhöhen. Eine Optimierung auf nur eine rankende Landingpage könnte sich hier nachteilig auswirken.

Trotzdem sollte die Möglichkeit, später mit mehreren Seiten schlecht zu ranken, als mit einer einzigen gut zu ranken, vollkommen ausgeschlossen werden. Hierzu sollte man im Voraus sicher gehen, keinen internen Wettbewerb auszurufen und die Rankings laufend monitoren. So kann in kritischen Fällen rechtzeitig gegengesteuert werden.

Keyword Kannibalismus und Rankingentwicklung

Zu beachten ist auch, dass Google mittlerweile in der Lage ist, zu entscheiden, welche Seiten für welche Keywords ranken sollen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Online Solutions Group selbst. Wir hatten Anfang des Jahres zwei Seiten, die jeweils auch das Keyword “SEO Agentur” in den Texten und in der URL enthielten:

  • Die URL zeigt die Leistungen unserer Münchner Agentur im Bereich SEO auf.
  • Die URL https://www.onlinesolutionsgroup.de/blog/so-finden-sie-eine-gute-seo-agentur-tipps-checkliste/ ist eine informationsorientierte Seite. Sie bietet Lesern unter anderem eine umfangreiche Checkliste für die Auswahl einer SEO Agentur.

Beide Seiten befassen sich mit dem Keyword “SEO Agentur”, unterscheiden sich jedoch in der Nutzerintention und in den ergänzenden Keywords. Die Url https://www.onlinesolutionsgroup.de/blog/so-finden-sie-eine-gute-seo-agentur-tipps-checkliste/ wurde Mitte Januar 2018 veröffentlicht und erreicht eine durchgängige Top-Platzierung für das Keyword “SEO Agentur Checkliste”.

Die gleiche URL rankt auch für das Keyword “SEO Agentur”.

Die Agenturseite rankt für “SEO Agentur München” – dieses Keyword hat sich in den letzten Wochen dieser Analyse sogar verbessert, was gegen eine Keyword Kannibalisierung der anderen spricht:

Rankings SEO Agentur München

(c) OSG Performance Suite Rankingverlauf für das Keyword “SEO Agentur München”

In dem Beispiel ist auch zu erkennen, dass zwischenzeitlich auch die Startseite gerankt hat, ohne dass sich hierdurch die Rankings verschlechtert haben.

Bei beiden Beispiel-Urls rankt das Fokus-Keyword SEO Agentur, nur eben oft in Verbindung mit anderen Keywords. Spricht man dann hier schon von Keyword Kannibalismus oder nicht? Google erkennt hier, welche Kombination für welches URL ranken soll. Maßgeblich sind hier die zusätzlichen Keywords, die in wichtigen Elementen der Landingpage enthalten sind. Bei der URI /seo-agentur-muenchen.html betrachtet Google z.B. auch folgende Informationen:

  • Die Stadt München kommt in der URL vor
  • München kommt in den Meta Daten vor
  • München kommt im Fließtext vor.

Anhand der zusätzlichen Informationen und der Nutzerintention ordnet Google die Rankings den jeweiligen Seiten zu, obwohl beide Seiten das Fokus-Keyword “SEO Agentur” enthalten.

Tipp

Wer seine eigenen Keywords überprüfen möchte, kann dies mit Hilfe der Keyword Historie oder dem Filter “Keyword Kannibalismus anzeigen” bei Sistrix nachsehen.

Gibt es denn nun die Keyword Kannibalisierung?

Bis zum heutigen Tag hat sich Google immer noch nicht in puncto Keyword Kannibalisierung geäußert. Zudem sind auch multiple Rankings möglich, wie man in den vorangegangenen Beispielen gut erkennen kann. Ich gehe davon aus, dass Google mittlerweile so schlau ist, um erkennen zu können, ob mehrere Ergebnisse dem User mehr nützen, als nur eines. Außerdem sollte individuell geprüft werden, wie sich das Ranking der Seiten über einen Zeitraum verhält. Dadurch kann besser einschätzen werden, wie Google die Seiten, die eventuell vom Keyword Kannibalismus betroffen sein könnten, einstuft. Hier heißt es also, die eigenen Seiten im Blick zu behalten – aber das gehört ja schließlich sowieso zum Standardrepertoire!

Wie lässt sich Keyword Kannibalisierung vermeiden?

Wer im Vorfeld sichergehen möchte, dass bei seiner Seite dieses Problem gleich gar nicht auftritt, kann bei der Keyword Recherche und der Erstellung eines Content Plans die nötigen Vorkehrungen treffen. Zu beachten ist hier, immer vorab die Daten zu prüfen:

  • Ist das angedachte Fokus-Keyword schon “vergeben”?
  • Muss ich die Idee des Fokus-Keywords vielleicht nochmals überdenken?

Der richtige Keyword-Fokus

Zum einen sollte jede Seite einen, und zwar ihren eigenen Keyword-Fokus haben. Tools wie beispielsweise das Yoast SEO Plugin für Worpress können hierbei helfen. Dabei ist es egal, ob man ein Fan von holistischem Content ist oder für jedes Synonym eine eigene Seite erstellt. Keywords, die bereits für eine Seite vergeben sind, können und sollen nicht an anderer Stelle ebenfalls ein Fokus-Keyword sein. Der Blog sollte daher auch nur ergänzende Keywords abdecken.

Titelbild: Copyright © Shutterstock/Peshkova

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