Rot-Grün-Blindheit

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Was ist die Rot-Grün-Blindheit?

Die Rot-Grün-Blindheit bzw. Rot-Grün-Sehschwäche ist eine Farbfehlsichtigkeit. Betroffene können die Farben Rot und Grün schlechter wahrnehmen, als Menschen, die nicht von dieser Fehlsichtigkeit betroffen sind. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Etwa 9 Prozent aller Männer in Deutschland und zehnmal weniger Frauen leiden an der Fehlsichtigkeit. Unterschieden wird in die Grünschwäche, die deutlich häufiger auftritt, und die Rotschwäche.

Daltonismus

Daltonismus ist der Fachbegriff für “echte” Rot-Grün-Blindheit. Betroffene können Rot und Grün gar nicht wahrnehmen. Diese Ausprägung ist allerdings äußerst selten. Häufig können Menschen mit einer Farbfehlsichtigkeit verschiedene Abstufungen der Farben unterscheiden oder sind nur Grünblind oder Rotblind. Auch hierbei gibt es zahlreiche Abstufungen. Der Daltonismus ist nach seinem Entdecker John Dalton benannt, der selbst an dieser Sehschwäche litt.

Deuteranomalie, Deuteranopie, Protanomalie und Protanopie

Nicht alle von der Rot-Grün-Blindheit betroffenen können weder Rot noch Grün sehen.

  • Menschen, die eine reine Grünschwäche haben, leiden an Deuteranomalie.
  • Sieht man überhaupt kein Grün, dann nennt man das Deuteranopie. Gleiches gilt für die Rotschwäche.
  • Ist diese nur teilweise ausgeprägt, wird der Fachbegriff Protanomalie verwendet.
  • Wer gar kein Rot sehen kann, leidet an Protanopie.

Es gibt auch Menschen, die von einer Blauschwäche betroffen sind, diese ist allerdings mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 200.000 äußerst gering. Der Fachausdruck in diesem Fall lautet Tritanomalie. Bei völliger Blaublindheit spricht man von Tritanopie.

Ursachen für die Rot-Grün-Blindheit

Die Rot-Grün-Blindheit ist angeboren und wird im Laufe eines Lebens weder stärker, noch schwächer. Sie kann aber unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ursache ist eine X-chromosomal rezessiv bedingte Sehschwäche. Diese resultiert in Veränderungen der Aminosäuresequenz in dem Sehpigment-Protein Opsin der jeweiligen Zapfenzellen der Netzhaut.

Die Rot-Grün-Sehschwäche kann an Nachkommen weitervererbt werden. Bei Frauen tritt sie aber nur auf, wenn beide X-Chromosomen von dem Defekt betroffen sind. Das erklärt, warum Männer häufiger an der Fehlsichtigkeit leiden. Sie haben kein ausgleichendes zweites X-Chromosom.

Wie sehen Betroffene Farben?

Menschen mit Rot-Grün-Blindheit sehen die Farben Rot und Grün weniger intensiv als nicht betroffene Menschen. Je nachdem, wie stark die Ausprägung ist, können die Farben mehr oder weniger farblos wirken. Bei sehr starker Ausprägung werden Rot und Grün gar nicht gesehen und als Grau wahrgenommen.

Wie eingeschränkt sind Menschen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche?

Zahlreiche Studien und Experimente haben gezeigt, dass Menschen mit dieser Fehlsichtigkeit im Alltag nicht all zu sehr eingeschränkt sind. Betroffene können sich in den meisten Fällen problemlos orientieren. Manche Berufe dürfen aber von Betroffenen nur ausgeübt werden, wenn sie eine besondere augenärztliche Untersuchung positiv bestehen, zum Beispiel:

  • Piloten
  • Polizisten und
  • Lokführer

In der Freizeit sind Betroffene bei manchen Luft- und Wassersportarten, die die Farben Rot und Grün zur Unterscheidung von Steuerbord und Backbord verwenden, eingeschränkt. Auch farbige Steine von Gesellschaftsspielen können es Menschen mit einer Rot-Grün-Sehschwäche schwer machen. Für betroffene Autofahrer ist es nachts schwierig, da sie nicht erkennen können, ob eine Ampel ein rotes oder grünes Licht zeigt.

Rot-Grün-Blindheit diagnostizieren

Um die Ausprägung einer Rot-Grün-Sehschwäche zu erkennen, gibt es unterschiedliche Methoden. Eine Möglichkeit sind Ishihara-Farbtafeln, benannt nach dem japanischen Augenarzt Shinobu Ishihara, aus denen Zahlen oder Buchstaben herausgelesen werden müssen. Auch der Farnsworth-Test wird häufig eingesetzt. Auch hierbei werden gefärbte Farbplättchen verwendet. Mit einem Anomaloskop, einem optischen Instrument, ist die Diagnose der Fehlsichtigkeit ebenfalls möglich. Dieser ermittelt einen Anomal-Quotien, der angibt, wie stark die Farbwahrnehmung des Untersuchten von der Normalsichtigkeit abweicht.

Rot-Grün-Blindheit heilen

Eine Heilung der Farbfehlsichtigkeit ist nicht möglich. Die Sehschwäche beruht auf degenerierten Zapfen, die nicht wiederhergestellt werden können. Es gab bis vor kurzem auch keine Hilfsmittel, die es Betroffenen ermöglichte Rot und Grün zu sehen.

Barrierefreies Internet

Unter dem barrierefreien Internet versteht man Online-Angebote, die so erstellt sind, dass jeder Anwender sie uneingeschränkt nutzen kann. Das bedeutet, dass auch Nutzer mit einer körperlichen Einschränkung diese barrierefrei verwenden können. Beispielsweise können sich Blinde einen gut strukturierten Text mithilfe entsprechender Software in Brailleschrift umwandeln lassen. Auch Menschen mit Rot-Grün-Blindheit profitieren von barrierefreiem Internet.

Wenn Informationen über eine Farbe vermittelt werden, kann das eine Einschränkung für Betroffene bedeuten. Es sollte daher darauf geachtet werden, Wörter nicht in roter Farbe hervorzuheben. Blau oder Geld sind eine bessere Wahl. Auch Aussagen wie “Weiter geht es per Klick auf das rote Feld” sind für Rot-Grün-Blinde möglicherweise nicht umzusetzen.

Rot-Grün-Brillen

Die kanadische Firma Enchroma hat eine kleine technische Sensation entwickelt. Lange hieß es, dass kein Hilfsmittel Betroffenen der Rot-Grün-Blindheit dabei helfen kann, die beiden Farben zu sehen. Doch Enchroma hat eine Rot-Grün-Brille entwickelt, die dies durch einen Trick doch ermöglicht. Laut Aussagen der Betroffenen scheint sie bei entsprechend guten Lichtverhältnissen tatsächlich zu funktionieren. Allerdings funktioniert sie nur, wenn die Rot-Grün-Blindheit nicht vollständig ausgeprägt ist.

Auch Menschen mit Deuteranopie oder Protanopie haben keinen Nutzen von der Brille. Die Brille von Enchroma filtert einen Teil des Lichtes, was es Menschen mit Rot-Grün-Schwäche möglich macht, die beiden Farben deutlicher wahrzunehmen und zu unterscheiden. Sie funktioniert vom Prinzip her wie eine Sonnenbrille. Je nach Grad der Sehschwäche sind die Gläser unterschiedlich stark gefärbt.

 


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