Barrierefreies Internet

Barrierefreies Internet

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Was ist barrierefreies Internet?

Der Begriff Barrierefreiheit stammt ursprünglich aus dem Bauwesen. In barrierefreien Wohnungen und Gebäuden sind alle Bereiche für Menschen mit einer Behinderung frei zugänglich und lassen sich problemlos erreichen. Im Internet spielt die Barrierefreiheit eine immer größere Rolle. Statistisch betrachtet sind Menschen mit einer Behinderung überdurchschnittlich häufig im World Wide Web unterwegs.

Definition

Barrierefreies Internet bedeutet, dass die Nutzer auf alle Informationen ohne Schwierigkeiten zugreifen können. Diese spezielle Eigenschaft wird in Fachkreisen als “Accessibility” bezeichnet. Die Barrierefreiheit im Internet schließt nicht nur Menschen mit einer Behinderung, sondern auch Benutzer mit altersbedingten oder technischen Einschränkungen ein. Einfach ausgedrückt ermöglicht die Barrierefreiheit allen Internetnutzern ein Handeln ohne Hindernisse.

Barrierefreies Internet – Entstehung und Grundlagen

1993 wurde der Begriff Barrierefreiheit zum ersten Mal im Bereich der Informationstechnologie verwendet. Im DoBuS (Dortmunder Zentrum für Behinderung und Studium) wurde der Begriff Barrierefreiheit als eine Metapher für die Benutzerschnittstellen von Software verwendet. Dadurch entstand der eingängige Begriff “barrierefreie Benutzungsschnittstelle” und dieser hat sich im deutschen Sprachgebrauch durchgesetzt. Anschließend wurde der Begriff auf das sich rasch entwickelnde Internet übertragen.

Die Hauptforderung bei der Barrierefreiheit im Internet besteht darin, dass alle Nutzer Zugriff zu allen Informationen, unabhängig von der jeweiligen Anwendung und bestimmten Programmen, haben. Das W3C (World Wide Web Konsortium) hat im Jahre 1997 die WAI (Web Accessibility Initiative) gegründet. Mit dieser Initiative sollen alle nötigen Anforderungen für die Barrierefreiheit im ganzen Internet definiert werden. Zu diesem Zweck wurden spezielle Kriterien für die Programmierung der Webseiten, für die Layout-Grundlagen, die Inhaltsarchitekturen und die verwendete Technik festgelegt. Diese Richtlinien für ein barrierefreies Internet gelten als ein elementarer Standard und auf diesem bauen viele weitere Richtlinien auf.

Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen sind darauf angewiesen, dass die Webangebote speziell aufbereitet werden. Ein barrierefreies Internet ermöglicht diesen Menschen eine umfassende Teilnahme an der digitalen Welt. Sehbehinderte und Blinde lassen sich beispielsweise Internetseiten von einer Software vorlesen oder die Seiteninhalte in der Brailleschrift ausgeben.

Im Rahmen der optischen Wahrnehmung erfolgen die Aufnahme und die Verarbeitung von visuellen Reizen, die durch das menschliche Auge direkt zum Gehirn gelangen. Innerhalb dieses Systems können innere oder äußere Verletzungen bestehen. Die Schäden sind in vielen Fällen angeboren, sie können entweder kurzzeitig anhalten oder dauerhaft bestehen bleiben. Die Betroffenen sind aufgrund dessen stark in ihrem alltäglichen Leben und im Umgang mit dem Internet eingeschränkt.

Die Rot-Grün-Schwäche ist unter anderem eine weitverbreitete Sehbehinderung. Diese hat zur Folge, dass Betroffene zwischen zwei unterschiedlichen Farbtönen nicht mehr differenzieren können. Aus diesem Grund sollten weder grün noch rot als wichtige Erkennungsmerkmale verwendet und im Internet so weit wie möglich vermieden werden. Eine Website lässt sich mittels einem Rot-Grün-Schwäche Simulations-Tool testen. Damit wird herausgefunden, ob und inwiefern die Seite zugänglich für Menschen mit einer Sehbehinderung ist.

Schwerhörige und gehörlose Menschen, die die Gebärdensprache beherrschen, benötigen ebenfalls unbedingt besondere Darstellungsformen im WWW. Bei der Barrierefreiheit werden nicht nur die Bedürfnisse der behinderten Menschen berücksichtigt. Generell soll es für keinen Internetnutzer irgendwelche Barrieren im Internet geben.

Bei nicht behinderten Internetnutzern spielt die technische Barrierefreiheit eine zentrale Rolle. Gemäß dieser soll keinem Nutzer eine Pflicht auferlegt werden, dass er beim Aufruf eines Internetangebots exakt dieselbe Software oder Hardware verwenden muss wie der Ersteller des Angebots. Die Plattformunabhängigkeit spielt neben der Zugänglichkeit (Accessibility) eine genauso wichtige Rolle. Gemäß dieser lässt sich Internetangebot sowohl mit einem beliebig großen Bildschirm als auch mit einem mobilen Endgerät verwenden.

Das Webangebot soll unabhängig von Betriebssystemen und Software funktionieren. Neben den technischen Zugangsbedingungen zeichnet sich ein barrierefreies Internet dadurch aus, dass alle Inhalte in einer leicht verständlichen Sprache und übersichtlich präsentiert werden. Gemäß der Barrierefreiheit sollen die Inhalte von Webseiten keine übermäßigen Anforderungen an die Ausbildung, das intellektuelle Niveau und die Bildung der Nutzer stellen. Im Hinblick auf die öffentlich-rechtlichen Angebote ist dieser Kontext bindend, denn dadurch werden die wichtigen Forderungen nach einer Gleichberechtigung realisiert.

Welche Internet-Techniken stellen Barrieren dar?

Für Blinde sind Bilder und Text, der sich in Bildern befindet, unzugänglich. Deshalb sollten die Bilder mittels einem alternativen Text entweder ausgetauscht oder ergänzt werden. Frames stellen wiederum kein Hindernis für Menschen mit einer Sehbehinderung dar, wenn sie eine entsprechende Struktur besitzen. Sehbehinderte Internetnutzer benötigen auf jeden Fall eine Möglichkeit, um die Schrift in ihrem Browser zu skalieren. Damit können sie die Größe der Inhalte an ihre individuelle Sehleistung anpassen.

Menschen mit einer visuellen Einschränkung brauchen unter Umständen klare Schriften und starke Kontraste. Zusätzlich sollten sie die Kontrolle über die jeweiligen Farben des Hintergrunds und der Schrift haben. Menschen, die unter einer Farbfehlsichtigkeit leiden, haben ein Problem damit, wenn Inhalte ausschließlich über Farben vermittelt werden.

Lösung

Für ein barrierefreies Internet sollten spezielle Angaben, in denen eine bestimmte Farbe für Aktionen erwähnt wird, vermieden werden. Generell sind alle sehbehinderten Nutzer bei einer Seitennavigation, die hauptsächlich aus Bildern, Flash-Objekten und Java-Applets besteht, deutlich benachteiligt. Animierte oder blinkende Texte sind für Menschen mit einer visuellen Behinderung eine große Barriere. Solche Elemente lenken von den wichtigen Inhalten der Webseiten ab. Ein barrierefreies Internet kommt ohne überflüssige Animationen und Effekte aus.

Barrieren für Nutzer mit motorischen und kognitiven Behinderungen

Personen mit einer motorischen Störung, die keine herkömmliche Maus bedienen können, müssen stattdessen mit ihrer Tastatur navigieren. In der Regel bewegen sich diese Nutzer im Internet mittels der Tabulatortaste durch Formular-Elemente, Links und andere aktive Objekte. Damit sich Webseiten gut mit einer Tastatur bedienen lassen, ist es immens wichtig, dass sich alle Elemente in einer passenden Reihenfolge ansteuern lassen.

Zusätzlich sollte jederzeit erkennbar sein, welches Element gerade fokussiert wird. Für gehörlose Menschen stellt die herkömmliche Schriftsprache ein Problem dar und ist nur sehr schwer verständlich. Zusätzlich können Menschen ohne Gehör keine akustischen Inhalte aufnehmen. Am besten werden alle akustischen Inhalte durch visuell sichtbare Inhalte ersetzt oder alternativ von ihnen begleitet. Ein barrierefreies Internet besteht für Menschen ohne Gehör aus Webseiten, die in der Gebärdensprache dargestellt werden.

Internetnutzer mit einer kognitiven Behinderung haben Probleme mit umständlich formulierten und langen Texten. Das Gleiche trifft auf schwierige Schachtelsätze, Fremdwörter und komplexen Navigationen zu. Deshalb ist es vorteilhaft, wenn die Internetseiten in einer “leichten Sprache” verfasst werden oder es zumindest Übersetzungen in die “leichte Sprache” gibt. Moderne CMS (Content Management Systeme) erzeugen Webseiten, die für Menschen mit einer Behinderung schlecht zugänglich sind.

Es gibt wenige Verfahren und Systeme, die die Autoren mit einer barrierefreien Eingabemöglichkeit unterstützen. Werden aber bei der Seitenerstellung bestimmte technische Standards, wie ein gültiger HTML-Code und die korrekte Codierung von Umlauten, nicht eingehalten, lassen sich die Seiten nur von bestimmten Internetbrowsern aufrufen. Interaktiv zugängliche Informationen und dynamisch aufbereitete Inhalte sind eine informationssoziologische Innovation. Leider steigen damit auch die Risiken, das ausgrenzende Mechanismen zum Einsatz kommen. Ein barrierefreies Internet besteht generell aus Webseiten, die mit jedem Browser benutzt werden können.

Barrierefreies Internet – Die wichtigsten Techniken

Mittels den Techniken der Informationsverarbeitung und den Möglichkeiten des Webdesigns, lässt sich ein barrierefreies Internet unterschiedlich realisieren. Webinhalte haben sich in den letzten 10 Jahren deutlich verändert. Früher handelte es sich nur um reinen Text (plain text), während heute viele unterschiedliche Gestaltungsformen zum Einsatz kommen. Ein gut strukturierter Text lässt sich von einem blinden Menschen mittels einer entsprechenden Software, einen sogenannten Screenreader lesen.

Ausgegeben wird der Text über eine Braillezeile. Beim Bearbeiten und Lesen profitieren Menschen ohne eine Sehbehinderung ebenfalls von einer guten Struktur. Die Verwendung von gültigen Webstandards (HTML oder XHTML) ist die grundsätzliche Voraussetzung für ein barrierefreies Internet. Durch die korrekte Verwendung von CSS (Cascading Style Sheets) lässt sich die Struktur von einem Dokument strikt von der Darstellung (Layout) trennen. Mit den technischen Möglichkeiten lassen sich barrierefreie Internetseiten erstellen:

Ein barrierefreies Internet besteht aus Webseiten mit einer aussagekräftigen Struktur. Zu diesem Zweck werden alle HTML-Elemente im Hinblick auf ihre Bedeutung verwendet. Überschriften und Zwischenüberschriften werden mittels Code gefettet oder vergrößert und heben sich vom restlichen Text ab. Durch die HTML-Elemente h1 bis h6 können die Inhalte von einem Screenreader für blinde Nutzer korrekt interpretiert werden.
Eine feste Schriftgröße sollte auf Webseiten im Hinblick auf ein barrierefreies Internet auf jeden Fall vermieden werden. Für manche Internetbrowser sind feste Schriften ein Hindernis. Die Nutzer können die Größe nur schwer oder gar nicht verändern. Aus diesem Grund wird für Schriften und alle anderen Bereiche eine relative Maßeinheit in Form von Prozent verwendet.
Abkürzungen und Akronyme sollten auf Webseiten für ein barrierefreies Internet stets mit dem geeigneten HTML-Element “abbr” ausgezeichnet werden. abbr ist die Abkürzung von abbreviation und heißt ins Deutsche übersetzt Abkürzung.
Elemente auf einer Webseite werden am besten mittels CSS mithilfe genauer Koordinaten positioniert. Im Gegensatz zu den herkömmlichen Tabellenkonstruktionen wird der Quelltext der Webseite nicht unnötig aufgebläht. Tabellen sollten nur noch verwendet werden, um richtige tabellarische Inhalte darzustellen. Werden die Navigationselemente hingegen in Form einer Liste definiert, schafft dies eine wichtige Grundlage für ein barrierefreies Internet. Menschen mit Sehbehinderungen können solche Listen um einiges leichter deuten.
Die Informationen auf den Webseiten dürfen nicht nur in Form von Bildern und Grafiken zur Verfügung stehen. Ist dies der Fall, haben Menschen mit einer Sehbehinderung ein großes Problem. Ein barrierefreies Internet wird nur erreicht, indem auf den Webseiten zusätzlich zu Bildern und Grafiken eine alternative Beschreibung in Textform vorliegt.
Mittels Plug-ins oder JavaScript lassen sich Navigationsmenüs auf Webseiten realisieren. Im Hinblick auf ein barrierefreies Internet wird der Quelltext nicht nur unnötig umfangreich, es werden bestimmte Benutzer ausgesperrt. Betroffen sind davon Nutzer, die die Plug-ins nicht auf ihrem Computer installiert und Nutzer, die das JavaScript in ihrem Browser deaktiviert haben. Zusätzlich gibt es Benutzer, die durch ihre Behinderung einfach nicht dazu in der Lage sind, die Navigation der Website zu bedienen oder wahrzunehmen. Werden die Navigationsmenüs stattdessen mit CSS erstellt, ist dies deutlich einfacher und der Quelltext schrumpft ebenfalls.
Eine weitere Möglichkeit im Hinblick auf ein barrierefreies Internet ist das “unobtrusive JavaScript”. Im Detail handelt es sich um zeitgemäßes Konzept für die Verwendung von einem barrierefreien bzw. unaufdringlichen JavaScript. Dieses soll nur noch in Form einer Erweiterung der bestehenden Funktionen verwendet werden und auf keinen Fall mehr eine Voraussetzung für die grundlegenden Funktionen sein.
Mit einem Screenreader kann ein sehbehinderter Internetnutzer einen Text rasch durchkämmen. Dies funktioniert, indem der Screenreader von Link zu Link springt. Im Hinblick auf ein barrierefreies Internet sollten alle von der Software vorgelesenen Texte für Links nützlich formuliert sein. Der jeweilige Link sollte zu diesem Zweck zum einen spezifisch beschrieben und zum anderen selbsterklärend sein. Es werden keine wiederkehrenden und einheitlichen Bezeichnungen für die unterschiedlichen Linkziele verwendet.
Bilder werden oftmals nicht für die Übermittlung von Informationen, sondern für das Webseiten-Layout verwendet. Damit die geforderten HTML-Standards für ein barrierefreies Internet eingehalten werden können, werden die Bilder mit einem ALT-Attribut versehen. Handelt es sich stattdessen nur um ein grafisches Element für das Layout, würde ein alternativer Text für Menschen mit einer Sehbehinderung störend wirken. Aus diesem Grund bleibt bei solchen Bildern das ALT-Attribut einfach leer. Dadurch wird das Bild von den Screenreadern ignoriert. Transportieren Bilder keine Informationen und dienen einzig dem Design, lassen sie sich alternativ im Stylesheet als Hintergrundbilder (background-image) definieren.

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