Streisand Effekt

Streisand-Effekt

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Was ist der Streisand Effekt?

Eine deplatzierter Kommentar oder eine schlecht verlaufende Werbekampagne verbreiten sich in Zeiten von Social Media rasend schnell. Wer zu schnell reagiert und nach ungewollten Reaktionen den Inhalt löscht oder eine Aussage dementiert, schließt oft mit dem Streisand Effekt Bekanntschaft. Dieser besagt, dass der Versuch, eine Information einzufangen, diese Information nur bekannter macht.

Definition Streisand Effekt

Nicht jede Art der Öffentlichkeitskommunikation läuft für Marketingexperten positiv ab. Kampagnen können, sowohl durch die Zielgruppe als auch durch Außenstehende, falsch aufgefasst werden. Inhalte werden als rassistisch, antisemitisch oder sexistisch gewertet. Interne Mails, in denen schlecht über Kollegen gesprochen wird, werden veröffentlicht, Informationen aus dem Privatbereich publik gemacht.

Ganz gleich, welche Art Inhalt die negative Resonanz erzeugt und möglicherweise das Geschäft bedroht, die Auswirkungen sind unangenehm. Wütende Kundenmails oder ein Shitstorm im Netz sind erwartbar.

Geschieht es also, dass ein Inhalt oder eine Botschaft schlecht aufgenommen werden, vor allem online, neigen Menschen dazu, sie unprofessionell und unkommentiert zurückzuziehen und die reine Existenz abzustreiten. Eine weitere mögliche Reaktion ist es, sich öffentlich darüber aufzuregen, ein Verbot der Verbreitung ohne Anwalt zu verkünden, oder die Information zu dementieren.

Diese menschlich verständliche, aber professionell problematische Reaktion führt in vielen Aufsehen erregenden Fällen dazu, dass die Information sich schneller verbreitet und immer weitere Kreise zieht. Dieses Phänomen wurde als der Streisand Effekt bekannt.

Ursprung des Streisand Effektes

Der Begriff Streisand Effekt geht auf eine Begebenheit im Jahr 2003 zurück. Fotograf Kenneth Adelman hatte damals über den Fotoanbieter Pictopia.com in einer Kollektion von 12.000 Fotos der kalifornischen Küste mit vielen prachtvollen Villen ein Bild veröffentlicht, das ein großzügiges Anwesen direkt an den Klippen zeigte.

Das “Image 3850” zeigte, ohne dass Adelman es beabsichtigt hatte, das Grundstück der Schauspielerin und Sängerin Barbra Streisand. Streisand verklagte Adelman und Pictopia in einem 50-Millionen-Dollar-Verfahren auf Löschung des fraglichen Fotos.

Das Bild, das darauf in vielen Newsartikeln und im Boulevard besprochen und gezeigt wurde, zog mehr als 420.000 Besucher innerhalb eines Monats auf die Website. Streisand hatte angenommen, das Bild sei bereits durch Medien erworben wurden. Eine Untersuchung zeigte, dass gerade einmal 6 Besucher das Foto gedownloadet hatten, bevor sie die Löschung beantragte, 2 der Downloads geschahen durch ihren Anwalt.

Kein Wunder, war es doch in der Reihe mit 12.000 weiteren Bildern nicht einmal durch besonders hohe Qualität hervorgestochen. Streisand verlor den Prozess und musste 155.567 Dollar für die Prozesskosten der Gegenseite zahlen. Der Bekanntheitseffekt wurde 2005 durch Mike Masnick als Streisand Effekt bezeichnet.

Prominente Beispiele

Der Streisand Effekt tritt überall dort auf, wo durch eine Bekanntmachung mehr Menschen Zugriff auf den Inhalt haben, sich die Verbreitung also nicht in einem privaten oder firmeninternen Rahmen bewegt. Besonders prominent fallen Politiker und Parteien dadurch auf, dass sie immer wieder versuchen, die Verbreitung eines bestimmten Fotos oder einer Aussage zu verbieten.

So hatte beispielsweise der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Latenight Moderator Jan Böhmermann 2016 die Verbreitung des durch sein Team geschriebenen “Schmähgedichtes” untersagen wollen. Sobald dies publik wurde, erhielt das Video eine besonders große Verbreitung. Der türkische Präsident hatte einige Tage zuvor bereits “Extra3” wegen einer Parodie auf seine Person verklagt und den deutschen Botschafter einbestellt.

Auch nach einem teilweisen Verbot riss die Verbreitung nicht ab, da in der Urteilsbegründung der Volltext enthalten war. Das fragliche Gedicht, das durch beleidigende Wortwahl auffiel, wurde nun verbreitet, um das Urteil publik zu machen, was man nicht mehr sagen dürfe. Das Aufführungsverbot des Gedichtes wurde im Mai 2018 noch einmal bestätigt, die Clips und Zitate finden sich jedoch mit wenigen Klicks überall im Netz.

Memes von Inhalten, die “man definitiv nicht verbreiten solle” sind ein fester Bestandteil von Social Networks. Das kann sowohl Bildinhalte wie Videos und Fotos, als auch Aussagen, Screenshots, Zitate oder Bezeichnungen betreffen. Besonders ungut wird es, wenn die Löschung eingeklagt, aber gerichtlich als nichtig abgelehnt wird, weil Persönlichkeitsrechte und Urheberschaft nicht beeinträchtigt sind.

Dann hält sich der Inhalt in legaler Vervielfachung jahrelang im Netz. Das Foto, das den Streisand Effekt zuerst auslöste, ist mittlerweile unter freier CC-Lizenz im Netz zugängig und zu einem Symbol geworden. Für damalige Hauseigentümerin Barbra Streisand dürfte dieses Ergebnis das Gegenteil dessen darstellen, das sie damals einklagen wollte.

Reaktion bei ungewollter Verbreitung

Der Streisand Effekt lässt sich nur teilweise verhindern. Manchmal löst auch eine Nichtreaktion oder besonnene Pressemitteilung die Aufrufe eines Inhaltes in die Höhe schnellen. In der Regel gilt jedoch, dass die Aufmerksamkeit nicht auf den Fehler gelenkt werden sollte.

Agenturen, die sich der Kritik einiger Personen online ausgesetzt sehen, oder einen Inhalt veröffentlicht haben, den sie bereuen, sollten daher interne Kommunikation betreiben, wie mit dem Fehler umzugehen ist. Beleidigende oder beleidigte Antworten triggern den Streisand Effekt fast in Echtzeit. Die Löschung führt häufig dazu, dass Nutzer, die einen Screenshot von dem Geschehen haben, diesen an Medien weiterleiten.

Tipp

Auf Shitstorms, die jegliche Grenzen sprengen, sollte mit der Deaktivierung der jeweiligen Plattform für einige Tage reagiert werden. Das können Social Media Accounts, Kampagnen-Platzierungen oder die eigene Webpräsenz bzw. eine Unterseite, sein. Währenddessen können rechtliche Schritte eingeleitet oder die Angelegenheit innerbetrieblich diskutiert werden. Ist der Streisand Effekt erst einmal in Gang, kann ihm nur noch mit viel rechtlichem Aufwand entgegnet werden.


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