Kanban

Kanban

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Was ist Kanban?

Kanban wird in der Softwareentwicklung als Instrument für agiles Softwaremanagement eingesetzt. Dabei ist Kanban ursprünglich ein Prozess zur dezentralisierten und flexiblen Steuerung von Fertigungsprozessen in der Automobilindustrie. Die Instrumente und Vorgehensweisen der Methode lassen sich jedoch sehr gut auf den IT-Sektor übertragen.

Überblick

Das Wort Kanban ist japanischen Ursprungs und setzt sich aus den beiden Substantiven “Kan” für Visualisieren und “Ban” für Karte oder Tafel zusammen. In übertragener Bedeutung bedeutet der Begriff, dass durch den Einsatz von Karten und Tafeln die Gesamtheit verschiedener Prozesse veranschaulicht und die Menge der angefangenen Arbeiten begrenzt wird. Zudem lässt sich der Durchsatz so viel effizienter messen und bei Bedarf anpassen. Die Karten werden also eingesetzt, um wichtige Informationen an benachbarte Teams und Produktionsbereiche so schnell wie möglich weiterzuleiten.

Teams und Projektbeteiligte erhalten durch den Einsatz dieser Methode die Möglichkeit, ihre Arbeiten weitestgehend autonom zu organisieren sowie die Informationsvermittlung effizienter und transparenter zu gestalten. Genau aus diesem Grund hat sich diese Vorgehensweise in den letzten Jahren als Methode bei der agilen Anwendungsentwicklung durchgesetzt. Im Rahmen dieser Vorgehensweise werden komplexe Projekte und Verläufe in kleinere Arbeitsschritte aufgeteilt, welche bei der Einteilung und Planung von Aufgaben und Optimierungsprozessen eingesetzt werden, wodurch ein konsistenter und optimierter Workflow ermöglicht wird.

Geschichte

Das erste System, das auf Kanban beruhte, wurde im Jahr 1974 von dem japanischen Ingenieur und Unternehmer Taiichi Ohno für den Automobilhersteller Toyota Motors entworfen. Das japanische Unternehmen wollte damit seine Produktionsprozesse optimieren, um sich gegenüber der US-amerikanischen Konkurrenz einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen.

In diesem Kontext spielten auch die immer enger werdenden Verzahnungen an Automobilzulieferer eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Systems. Ono hat sich bei der Entwicklung von Kanban am Supermarktprinzip orientiert: Wenn in einem Supermarkt Waren aus einem bestimmten Regal entnommen werde, werden diese erkannt und der entstandene Leerraum wird innerhalb kürzester Zeit aufgefüllt.

Durch die verbrauchsorientierte und flexible Regelung der Produktion, welche durch den Einsatz von Kanban begünstigt wird, konnte der japanische Automobilproduzent eine deutliche Produktionssteigerung erzielen. Das System war so erfolgreiche, dass es innerhalb kurzer Zeit von anderen japanischen Unternehmen übernommen und in ihre Produktionsprozesse adaptiert und integriert wurde. In den 1980 Jahren wurde die Methode auch in den USA und in Europa immer beliebter.

Das Kanbanboard

Das Board ist die zentrale Anlaufstelle. Um eine bestmögliche Transparenz gewährleisten zu können, werden alle relevanten Karten auf einer Kanbantafel platziert, die in mehrere Kategorien aufgeteilt ist. Dabei ist eine einfache Einteilung, wie beispielsweise in “zu tun”, “in Bearbeitung”, “erledigt”, genauso möglich wie eine viel komplexere Aufstellung. Auf der Tafel werden auch Unit-Tests, Entwicklungsschritte und Prozesse, die aufgrund unterschiedlicher Faktoren schwer einzuschätzen sind, visualisiert dargestellt und festgehalten.

Je nach Status der einzelnen Aufgaben werden die Karten auf der Kanbantafel von einer Kategorie in die nächste verschoben. Dabei haben die Teams bzw. die Team-Mitglieder die Möglichkeit, sich die Karten je nach persönlicher Präferenz selbst auszusuchen und diese zu bearbeiten. Kollegen, die mit ihren Aufgaben überfordert sind, werden bei Bedarf von anderen Team-Mitgliedern bei ihrer Arbeit unterstützt, falls diese gerade nichts zu tun haben. Wie aus diesen Beispielen ersichtlich ist, stellt eine eigenverantwortliche Arbeitsorganisation das Grundprinzip der Kanaban-Methode dar.

Anwendungsbereiche in der IT

Die Anwendungsbereiche der Vorgehensweise in der IT sind verschiedenartig. Das System wird heutzutage im Rahmen der IT primär im folgenden Szenarien eingesetzt:

  • Ein Entwicklerteam, welches bereits eine agile Methode (beispielsweise Scrum) einsetzt, will seine Entwicklungsprozesse noch weiter verbessern und sucht nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten. Kanban stellt in diesem Kontext eine gute Möglichkeit dar, mit den unterschiedlichen Herausforderungen im Bereich der Softwareentwicklung noch flexibler umzugehen, Release-Termine einzuhalten und sich auf wichtige Aufgaben zu konzentrieren.
  • Für Unternehmen, die traditionell ausgerichtet sind und klassische Modelle einsetzen, wie beispielsweise das Wasserfallmodell, stellt die Umstellung auf eine agile Vorgehensweise einen beachtlichen Aufwand dar. Kanban bietet in solchen Fällen den Vorteil, dass Änderungen allmählich eingeführt werden können, ohne dass deswegen gleich sämtliche Prozesse umgestaltet werden müssen.
  • Für IT-Bereiche, bei denen eine starke Spezialisierung und Arbeitsaufteilung zum Einsatz kommt, ist Kanban in vielen Fällen besser geeignet als andere vergleichbare agile Methoden.
  • Der alltägliche IT-Betrieb zeichnet sich durch Wartungen und unerwartete Unterbrechungen aus, sodass hier ein ununterbrochener Arbeitsprozess, wie es die Scrum-Methode fordert, kaum möglich ist. In diesem Fall kann Kanban durchaus eine bessere Wahl darstellen, insbesondere deswegen, weil sich die Vorgehensweise optimal in den Arbeitsalltag von Netzwerk- und Systemadministratoren integrieren lässt.

Kontinuierliche Verbesserungsprozesse

Die Methode setzt auf eine Kultur des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses. Obwohl es hierfür keine fest vorgeschriebenen Regeln gibt, haben sich im Laufe der Jahre die folgenden vier Praktiken herauskristallisiert:

Tägliche Standup-Meetings

Die Teams treffen sich täglich vor der Kanban-Tafel. Da sich auf dem Board alle relevanten Informationen bezüglich des Projekts befinden, wird dort anhand relevanter Informationen der Projektfortschritt seit dem letzten Statusmeeting visualisiert und besprochen. Probleme werden verdeutlicht und eventuelle Lösungswege werden diskutiert. Die Meetings sind in der Regel auf 15 Minuten begrenzt, sodass längere Diskussionen im Rahmen dieser Meetings nicht stattfinden.

Operations Reviews

Bei Kanban werden in unregelmäßigen Abständen sogenannte “Operations Reviews” organisiert. Dabei handelt es sich um Meetings, in denen alle Projektbeteiligten zusammenkommen und retrospektiv darüber diskutieren, wie man bestehende Prozesse optimierten kann. Die Operations Reviews zeichnen sich durch eine hohe Objektivität aus, indem man alle relevanten Daten aus der Vergangenheit einbezieht und analysiert.

Root Cause Analysis

Bei Kanban werden Probleme nicht verwaltet, sondern behoben. Dies wird in erster Linie dadurch ermöglicht, dass am Kanbanboard Fehler und potenzielle Engpässe schnell erkannt werden, wie beispielsweise, weil einzelne Teams mit ihrer Arbeit nicht zurechtkommen, oder dass bestimmte Stationen nicht optimal ausgelastet sind. Die Fehlerursachen werden dadurch schnell ausfindig gemacht und effektiv behoben.

Unterschieden zu Scrum

Das agile Vorgehensmodell des Projekt- und Produktmanagements Scrum weist viele Gemeinsamkeiten mit Kanban auf. Diese beiden Vorgehensmodelle stehen jedoch in keinem zwingenden Verhältnis zueinander. Man muss weder Kanban zuerst einsetzen, bevor man Scrum einführt, noch sperren sich diese beiden Methoden gegenseitig aus. Vielmehr lässt sich Scrum als eine gewisse Implementierung von Kanban betrachten. Der Hauptunterschied zwischen diesen beiden Vorgehensmodellen äußert sich in der Tatsache, dass Scrum primär ein team-orientierter Ansatz ist und Kanban auf die Optimierung entlang der Wertschöpfungskette setzt.

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